Grimsel

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Website Peter Liechti

Retrospektive Stadtkino Basel 1.-31. Mai 2006


ISAN: 0000-0001-6788-0000-Y-0000-0000-9

Grimsel
CH 1990 49'

Regie: Peter Liechti
Drehbuch: Res Balzli, Peter Liechti
Kamera: Peter Liechti
Ton: Andreas Litmanowitsch
Schnitt: Pius Morger
Musik: Martin Schütz

Peter Liechti 1990 49'


 

Grimsel-West heisst das Projekt für den Ausbau des Wasserkraftwerkes im Haslital, das am 30. Juni 1988 eingereicht wurde, dessen Verwirklichung vorerst unwahrscheinlich scheint. Der Film, ursprünglich als Wiederstandsausdruck gegen den Bau dieses neuen Staudammes konzipiert, versucht, dem intuitiven Unbehagen gegenüber solchen Umwelt-Nutzungsplänen auf die Spur zu kommen.

"Ob die Schweizer Filmschaffenden, nach jahrzehntelanger Gleichgültigkeit, nun endlich die Dringlichkeit ökologischer Fragestellungen erkannt haben?"
Neue Zürcher Zeitung

«Und wenn jemand bis hier herauf kommt und sagt: Das gefällt mir jetzt! Da ist es schön! Dann ist das auch ein Wert. Freude ist auch etwas Nützliches!»
Alexander Schläppi

«Berge sind für mich nicht etwas Schönes oder Malerisches - die sind dort einfach, das sind Steinhaufen, die einst aufgestossen oder abgelagert worden sind... Es ist eine Sentimentalität entstanden um die Berge, die ich nicht mag. Sobald man über etwas sentimental wird oder nostalgisch, dann macht man es eben zu einem Kult, und dann ist man nicht mehr ganz verantwortlich dafür. Man sagt: Es ist schön - und dabei ist es unheimlich kompliziert und unheimlich vielfältig und unheimlich gefährlich, und man sagt einfach: Es ist schön. Damit hat man es auf eine Art vermenschlicht und vereinfacht - und mit dem gleichen Geist kann man es nachher zerstören: Nachher ist es halt einfach ein bisschen weniger schön. Und mit dem einfältigen Wort «schön» vermeiden wir es, uns Rechenschaft abzulegen, in welch komplizierten Mechanismus wir da eingreifen, wo wir vermutlich eben nicht eingreifen sollten. Als ob wir sagten, was schön ist! Ich möchte das Wort «schön» sogar ganz aus der Natur herauslassen; Natur ist. Ist undurchschaubar, ist faszinierend, ist grausam, ist... ist einfach!»
Adolf Urweider

Zur Entstehungsgeschichte des Films

GRIMSEL ist von anfang an als «engagierter» Film konzipiert worden. Die Argumente der Befürworter von GRIMSEL - WEST haben uns eigentlich nie interessiert, Ausgewogenheit überlassen wir gerne «ausgewogeneren» Geistern.

Als dann gleich zu Beginn unserer Dreharbeiten klar wurde, dass das GRIMSELWEST-Projekt im vorgesehenen Ausmass wohl nie zustande kommen wird, hat sich uns kurz die Frage gestellt, ob sich damit auch unser (Film-) Projekt erledigt hätte. Gleichzeitig fühlten wir aber eine grosse Erleichterung: Befreit von militanten, argumentativon Zwängen konnten wir nun unsere Arbeit umso persönlicher wilder" auch - angehen. Die MAUER war zum «Phantom» verblasst; davor hob sich nun umso unvorstellbarer das drängende, komplexe alte Thema ab: Die Nutzung letzter unberührter Landschaften durch den Menschen. Da sind die Wanderer, die Wildhüter, die Künstler, da ist die Wirtschaft und irgendwo dazwischen die Wissenschaft... Nicht als irgendwelche Interessenvertreter, sondern als reflexartige Gegner ahnend, dass dort oben etwas grundsätzlich falsch läuft - wollten wir an Ort und Stelle unsere Intuition auf Stichhaltigkeit prüfen. Wir hofften, durch unsere ausgedehnten Aufenthalte in der Landschaft, durch Gespräche mit Einheimischen und Fachleuten mit der Zeit die richtigen Bilder zu unserem Unwohlsein zu finden. Um weitergehende Einsichten zu gewinnen, konnte es uns als Städter nicht befriedigen, das eigene gebrochene Verhältnis zur Bergweit auszuklammern: Die Ambivalenz zwischen Faszination und Abstossung der gewaltigen Monumente zeitgenössischen Industriebarocks auf der einen Seite und der rauhen, unzugänglichen Natur im «Rohzustand» auf der anderen.

Einen Sommer lang haben wir unser Thema umkreist, haben diese Landschaft begangen, uns eingehört in die wunderbar musikalische und präzise Sprache der Einheimischen - je später dieser Sommer, je kleiner wurde die MAUER, ein lästiges Anhängsel am Schluss... Was wir schliesslich mitgebracht haben verbindet sich keineswegs zu einem runden, geklärten Bild - Eindeutigkeit hätte nie der divergierenden Vielfalt unserer Erfahrungen , unseren wahren Empfindungen entsprochen. Am meisten beeindruckt haben uns dort oben die Kontraste. Gefühle, die wir am ehesten teilen konnten mit der ansässigen Bergbevölkerung: Unbestimmte Zukunftsängste und Melancholie.

Was uns bleiben wird: Verstärkte Solidarität mit dem Widerstand aus eben dieser Bevölkerung und gesteigerter Abscheu vor dem Entgleistsein unserer eigenen Zivilisation.

Peter Liechti, Res Balzli



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