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Witschi geht

Zürcher Filmpreis 1991

Witschi geht
CH 1991 60'

Regie: Paolo Poloni
Drehbuch: Paolo Poloni
Kamera: Patrick Lindenmaier
Ton: Cyril Thurston
Schnitt: Paolo Poloni
Musik: Ernst Thoma
Produktion: el rayo x

Paolo Poloni 1991 60'

Hans Witschi (*1954) ist ein irritierender Maler: Seine Bildermenschen, die seltsam deformierten, verletzten und verletzlichen Figuren, fordern uns heraus, unser Menschenbild zu hinterfragen. Und so wie seine Bilder uns anziehen und abstossen, so soll auch die Person Witschi, seine Visionen und Obsessionen, uns zu Identifikation oder Abgrenzung zwingen.

«Jemand hat ein Selbstbildnis von mir gesehen und gesagt: «Ah, so siehst du also aus!» «Nein», habe ich geantwortet, «das ist ein Bild von mir, ich weiss nicht wie ich aussehe!»

WITSCHI GEHT ist ein Film über einen Künstler und seine Kunst, aber nicht nur, denn er handelt vom Leben: von Arbeit und Anerkennung, von Anpassung und Autonomie. Hans Witschi ist körperlich behindert; aber so wie Witschi durch seine gestalterische Energie versucht, über sich hinauszuweisen, indem er radikal bei sich bleibt, so soll auch der Film den Menschen und Künstler Witschi weder in Biographie noch Anatomie gefangen halten. Ein Stipendium ermöglichte ihm, sechs Monate in New York zu arbeiten. Er ist dort geblieben und lebt und arbeitet jetzt in dieser Stadt. So erzählt der Film auch davon und von seiner Schiffsreise von Europa nach New York.

«Ich male nicht gegen die Bilder in der Kunst, ich male gegen die Bilder, welche die Menschen in den Köpfen haben, ihre Vorstellungen und Vorbilder. Es ist wichtig, dass man bestimmte Dinge anschaut, sonst ist es ein kleiner Schritt, bis auch im realen Leben Menschen verschwinden.»

«Oft ist es ungewöhnlich still im Film. Auf Nähe bedacht, aber mit der Distanz von Achtung zeichnet die Kamera auf. Keine letzten Weisheiten und Sentenzen, kein mit Lammfrömmigkeit aufgebauter Künstlermythos. Im Aufrechterhalten und Respektieren der Position liegt eine Stärke dieses ungewöhnlichen Künstlerporträts.»
Berner Zeitung

«Und zum Schluss des Films kehrt sich das Verhältnis um: Hans Witschi malt Paolo Poloni. Ueber dieses Verschieben der Machtverhältnisse redet man auch, beide Beteiligte stellen sich der Situation. So wird der Film auch zu einer intelligenten Reflexion über Kunstwollen und Selbstbestimmung.»
Neue Zürcher Zeitung

«Und plötzlich ist es nicht mehr private Problembewältigung, wenn Witschi in seinen Bildern zum Gehenden wird. Er hat seine Behinderung zu seiner Begabung gemacht und den Kraftakt im scheinbar Selbstverständlichen gezeigt. Die ungeheure Leistung hinter dieser Verwandlung wird von Poloni nie direkt angesprochen. Und ist doch immer da. Das macht wohl die Aura dieses feinen Films und die Grösse dieses kleinen Mannes aus. Es ist mehr da, als man sieht.»
Tages-Anzeiger