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Wall Street

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Peter Hossli: Die Die Liebe der Börsianer

SWISS FILMS


ISAN: 0000-0000-DA56-0000-K-0000-0000-E

Wall Street
CH 2004 50'

Regie: Andreas Hoessli
Drehbuch: Andreas Hoessli
Kamera: Kamal Musale
Ton: Andrej Bezymenski
Schnitt: Andreas Hoessli, Kamal Musale, Auri Calovi
Produktion: Isabella Huser

Andreas Hoessli 2004 50'

Faszinierende Begegnungen auf dem weltgrössten Börsenplatz. Gedreht auf dem Floor der New York Stock Exchange, der American Stock Exchange, der New York Mercantile Exchange und in den Handelssälen von UBS Warburg und Bear Stearns – zwischen Januar und September 2003, vor Beginn und nach Ende eines Kriegs.

Mit Arthur Cashin, Bill Clinton, Ted Gutierrez, Joe Grano, Richard Grasso, Jessica Jones, Jim Maquire Jr., Jim Maquire Sr., Bolivar Perez, Dawn Pisano, Alon Plitt, Robert Reimann, Bill Richards, John Slade, Dan Tandy, Melissa Thompson, Desmond Tutu.

Die U-Bahn-Station Wall Street in Manhattan ist für alle zugänglich. Die heiligen Hallen, wo die Milliarden verschoben werden, nicht. Der Schweizer Andreas Hoessli hat sich - unter grossen Schwierigkeiten - Zugang verschafft zum Floor der New York Stock Exchange und zu den Handelssälen von Geldinstituten wie UBS Warburg. EIN VERWUNDERTER BLICK, heisst seine Dokumentation im Untertitel. Zu Recht. Denn was man zu sehen bekommt, ist so fremd und doch so gut vermittelt, dass man aus dem Staunen kaum herauskommt.
Sonntags-Zeitung

Sie schreien, fuchteln mit den Armen, führen seltsame Gesten in einer Arena voller Computer und Leuchtschirme aus, und machen mehr Lärm als ein Schulhof in der großen Pause… Dabei sind sie es, die in der Börse die Fäden ziehen und über die Weltwirtschaft entscheiden. Willkommen in der stürmischen Welt der WALL STREET, in der Trader und Broker kaufen und verkaufen, in der in Sekundenschnelle Millionen Dollars ohne Quittung oder Unterschrift den Besitzer wechseln. Hier findet das Weltgeschehen seinen Niederschlag im Rekordtempo, feiern junge Wölfe ihren rasanten sozialen Aufstieg, wird jede Fehleinschätzung bestraft, erhebt einen der kleinste Vorteil in den Rang der Größten dieser Welt. Inmitten dieses irren Finanzspektakels hat Andreas Hoessli, von den ersten Schritten in Richtung Irak-Krieg bis zum Ende des Konflikts, seine Kamera auf jene gerichtet, die von 9 Uhr 30 bis 16 Uhr auf dem Quivive sind und auf die kleinste Fluktuation, den leisesten Anflug eines Gerüchts achten. Von vielen unter ihnen mit einem Schlachtfeld verglichen, ist die WALL STREET ein Ort für risikofreudige Schnelldenker, die in den unsichersten Situationen Entscheidungen zu treffen vermögen. Eine fremde Welt für die Jugendlichen aus der Bronx, denen man die Mechanismen der Börse zu erklären versucht. Eine Welt, die seit dem Flugzeugattentat auf das World Trade Center noch flüchtiger geworden ist, eine schwindelerregende Welt, die, stets am Rande zum Irrsinn, allein von der Bewegung des Geldes regiert wird.
Visions du Réel Nyon

Korruptionsfälle, Krisen und Kriege haben die US-Börse in den vergangenen Monaten gleich mehrmals erschüttert. Zwischen Januar und September 2003 warf der Zürcher Dokumentarfilmautor Andreas Hoessli einen, wie der Untertitel erläutert, «verwunderten Blick» auf die Finanzwelt New Yorks. Für seine Dokumentation WALL STREET gelang es ihm, Türen zu öffnen, die der grossen Mehrheit in der Regel verschlossen bleiben. Jene zum Floor der New York Stock Exchange (NYSE) zum Beispiel, wo die Broker noch in der fiebrigen Atmosphäre des Präsenzhandels ihre Geschäfte tätigen. Im Gewimmel der lauten Bieter findet der Schweizer Gesprächspartner, die viel von der Faszination zu vermitteln vermögen, die diese eigentlich veraltete Geschäftsform auf alle Beteiligten ausübt.
Die Stimmung ist elektrisierend: Wie in einem Kraftwerk summt der Raum unter der Konzentration der Anwesenden. «Man fällt in einen ganz aussergewöhnlichen Bewusstseinszustand», bestätigt der frühere Chefhändler Ted Gutierrez diesen Eindruck: «Es ist wie Meditation.» Gutierrez, der sich aus einfachen Verhältnissen zum heute unabhängigen Berater hochgearbeitet hat, gehört zu den eindrücklichsten Protagonisten des Films, weil er kein Blatt vor den Mund nimmt. Ebenso wenig wie der mittlerweile wegen seiner exorbitanten Gehalts- und Pensionsbezüge (man spricht von 140 Millionen Dollar) entlassene CEO und Verwaltungsratspräsident der NYSE, Richard Grasso, der die Börse als den letzten Hort einer auf Vertrauen basierenden Handelstradition beschreibt: «Hier wechseln Millionenbeträge ihren Besitzer - ohne Zeugen, ohne Unterschrift, ohne Vertrag.» Neben Gutierrez und Grasso geben mehrere Finanzspezialisten und sogar der 95-jährige ehemalige Direktor von Bear Stearns, John Slade, Auskunft über ihr Leben und ihre Karriere.
Gerade diese persönlich gefärbten Aussagen machen den sonst kommentarlosen Einblick auch für Laien verständlich. Natürlich wird man hier nicht zum Börsenexperten - das liegt auch gar nicht in der Absicht des Autors. Vielmehr erhält man einen atmosphärischen Eindruck von der emotional aufgeladenen Arbeitswelt der Broker und Banker, die fortwährend ihr Bestes geben, aus dem Puls des Weltgeschehens Kapital zu schlagen. Den auffallend ästhetisch komponierten Bilder gelingt es, die Gedanken der Gesprächspartner weiterzuspinnen: Ein Blick aufs Meer illustriert die Wogen der Aufregung, die die grossen Handelssäle mitunter erfassen, das Gedränge in der Subway verbildlicht das geordnete Chaos der Finanzmärkte, und Aufnahmen eines Militärflughafens vor der Skyline Manhattans untermalen das kriegerische Vokabular zweier Führungskräfte.
ns, Neue Zürcher Zeitung