Matti Ke Lal, fils de la terre
FR 1998 20'
Regie: Elisabeth Leuvrey
Kamera: Dominique Defert
Ton: Elisabeth Leuvrey
Schnitt: Elisabeth Leuvrey
Musik: Shyamal Maïtra
Produktion: Groupement de Recherches et d'Essais Cinématographiques (G.R.E.C, Elisabeth Leuvrey
«Ich bin ein Kind der Erde», sagt Vijay Pal, der so alt ist wie unser Jahrhundert. Seine Eltern starben früh, in der Schule hänselten ihn die Mitschüler, dass Gott sie getötet habe. So wollte er sie rächen und Gott zur Rechenschaft ziehen. Am Ganges traf er aber nicht Gott, dafür einen Weisen, der ihm sibyllinisch erklärte, das die Schwachen versklavt werden und nur die Starken frei sein können. So begann Vijay Pal, sich körperlich zu ertüchtigen und wurde Ringer. 1928 gründete er eine Kampfsportschule, in der er ausschliesslich Waisenkinder, ungeachtet ihrer Religion, aufnahm. Hanuman nannten sie ihn, wie den Affengott in der hinduistischen Mythologie. Bis 1947 kämpfte er für die Unabhängigkeit Indiens. Noch heute ist seine Kampfsportschule sein Zuhause. Zu den Bildern der französischen Filmemacherin Elisabeth Leuvrey erzählt er von sich aus dem Off. matti ke lal, fils de la terre nähert sich dieser Geschichte, die auch ein Teil der Geschichte Indiens ist, mit kontrastreichen Schwarzweiss-Aufnahmen. Aus respektvoller Nähe zeigt sie die jungen Männer bei ihren Übungen, ohne deren muskulöse Körper zu idealisieren. Ihr Hauptaugenmerk liegt auf der Bewegung, dem Rhythmus, die sie fotografisch durch Licht- und Schattenspiel und auf der Tonspur durch Tablamusik betont. In ihrem sensiblen Filmdokument vermeidet Leuvrey die gängigen indischen Klischees. Sie konzentriert sich ganz auf Vijay Pal, den Patriarchen inmitten seiner Schützlinge, die sich bei ihm Kraft holen fürs Leben draussen vor dem Hof.
Visions du Réel Nyon 1998