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La reina del condón

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Solothurner Filmtage 2008
Semaine de la Critique Locarno 2007

La reina del condón
CH/IE 2007 76'

Regie: Silvana Ceschi, Reto Stamm
Drehbuch: Silvana Ceschi, Reto Stamm
Kamera: Enzo Brandner
Ton: Matteo De Pellegrini, John Fitzgerald, Reto Stamm
Musik: Tobias Schweizer
Produktion: Karin Koch, Dschoint Ventschr, Soilsiu Films

Silvana Ceschi, Reto Stamm 2007 76'


Ein Film über die deutsche Monika Krause die staatliche Sexualaufklärerin Kubas. Kurz nach der kubanischen Revolution verliebt sich die DDR-Bürgerin Monika Krause in den kubanischen Kapitän Jesús Jimenez, der in Rostock ein Frachtschiff abholen muss. Die 20jährige Studentin folgt ihrem Kapitän nach Kuba und verkehrt dort bald in den obersten Kreisen der Revolution: Sie arbeitet für die kubanische Frauenföderation und übersetzt u.a. für Fidel Castro. Ein paar Jahre später wird sie landesweit berühmt als staatliche Sexualaufklärerin mit eigenem Radio- und TV-Programm. Die emanzipierte Deutsche kämpft im Land des Machismo für das Recht der Frau auf ihren Körper: das Recht auf Lustbefriedigung, Abtreibung und Schwangerschaftsverhütung. Als Tabubrecherin ist sie über Nacht im ganzen Land berühmt als la Reina del Condón die Königin des Kondoms. Geliebt und verehrt von den einen, gehasst und gefürchtet von den andern.

"Wenn ich Frauen überzeugen konnte, dass sie Anrecht auf ihre eigene Sexualität haben und Machismo nichts Naturgegebenes ist, dann hat es sich gelohnt."
Monica Krause)

LA REINA DEL CONDON ist ein Film über die deutsche Monika Krause die staatliche Sexualaufklärerin Kubas.

Monica Krause wächst in Rostock in der DDR auf. Im Jahr des Mauerbaus, 1961, stürzt sich die Lateinamerikanistik-Studentin in ein Leben, das sie sich nie erträumt hätte. Als Jesús Jimenez in Warnemünde das neue Frachtschiff "Sierra Maestra" abholt, verliebt sie sich in den blutjungen kubanischen Kapitän. Kurz entschlossen heiraten die beiden, sie folgt ihm nach Kuba und verkehrt im einflussreichen Bekanntenkreis ihres Mannes. Raul Castros Ehefrau engagiert sie für eine Aufklärungskampagne gegen die tausenden von Teenager-Schwangerschaften, eine Folge der neuen gemischten Internatsschulen. Die emanzipierte Deutsche engagiert sich für die Gleichberechtigung, auf Kurs des Regimes, aber im Bereich der Sexualität ist alles komplizierter. Sie schreibt populäre Bücher, die ihrer Darstellungen von Liebespositionen wegen schon in den Druckereien geklaut werden, produziert Fernsehsendungen, die Strassen leer fegen, im Politbüro diskutiert und schliesslich verboten werden. Im Lande des Machismo trifft sie auf fundamentale Ahnungslosigkeit, Schüchternheit und Tabus im Umgang mit der Sexualität. Sie propagiert das Recht der Frau auf ihren Körper und ihre Lust und wird als "Reina del Condón" bekannt. Ein Spottname sollte es sein, aber sie trägt ihn wie eine Königin. Es sind die zwei Söhne, Daniel und Dictis, die uns auf Spuren ihrer Mutter das Wirken der offiziellen kubanischen Sexualaufklärerin näher bringen und dabei ihren Vater erstmals wieder sehen. Er habe es unterschätzt, was es bedeute, eine gemischtkulturelle Ehe zu führen, sagt Jesús. Der Belastung einer in der Öffentlichkeit stehenden, durch ihre Zivilcourage polarisierenden Frau hielt ihre Ehe nicht stand.
Einfühlsam, leichtfüssig und bildstark zeichnen Silvana Ceschi und Reto Stamm ein ungewöhnliche Persönlichkeit und eine Gesellschaft, die zwischen revolutionärem Fortschrittswillen und tradierten Gewohnheiten und Rollenbildern oszilliert.
Dictis und seine Schwierigkeiten in einem System, das gleichgeschlechtliche Liebe als Phänomen der kapitalistischen Dekadenz darstellte, führten letztlich dazu, dass Monica Krause und ihre Söhne 1990 die Insel verliessen und in ein Deutschland ohne Mauern zurückkehrten.
Thomas Schärer