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Forget Baghdad

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Prix der Semaine de la Critique Locarno 2002

Forget Baghdad
CH 2002 112'

Regie: Samir
Drehbuch: Samir
Kamera: Nurith Aviv
Ton: Dave Powers, Tully Chen, Daniel Olivier
Schnitt: Nina Schneider, Samir
Musik: Rabih Abou-Khalil
Produktion: Dschoint Ventschr Filmproduktion AG

Samir 2002 112'


Eine filmische Reflexion über das Klischee des «des Juden» und «des Arabers» in den letzten hundert Jahren Film, verknüpft mit den Biografien aussergewöhnlicher Menschen: vier ehemalige irakisch-jüdische Kommunisten.

SON OF THE SHEIKH - JUD SÜSS - EXODUS - TRUE LIES. Stummfilmstar Valentino als edler Beduine. Das Bild des «raffgierigen Juden» im Dienst der Nazis. Paul Newman als blauäugiger jüdischer Befreiungskämpfer in Palästina. Der dunkle, krummnasige, hysterisch schreiende arabische Terrorist, der von Schwarzenegger ausradiert wird.Ein irritirendes Bild der cinéastischen Erinnerungen!

Jüdische Araber? Arabische Juden? Sephardim? Mizrahim? - Seit ein paar Jahren findet in Israel eine lebhafte Debatte statt, die hauptsächlich von intellektuellen «Mizrahim» (orientalische Juden) getragen wird. Der Fokus ihrer Kritik richtet sich auf die Politik der Entfremdung und Instrumentalisierung der arabischen Juden durch die kolonialen Ansprüche der europäisch geprägten Gründergeneration Israels.

Samir - selbst Kind irakischer Einwanderer in der Schweiz, beschäftigt sich als Filmemacher seit Jahren mit den Fragen von Entfremdung und der Bildung von Identität. Innerhalb dieser Diskussion ist Prof. Ella Shohat (Soziologin und Filmhistorikerin an der City University of New York) eine der wichtigsten Figur des Films. Aufgewachsen in Israel als Tochter irakischer Juden, reflektiert sie über ihre Geschichte.

FORGET BAGHDAD geht unter anderem den Lebensgeschichten von vier speziellen Menschen nach: Shimon Ballas, Professor für Arabisch in Tel Aviv, engagiert in der pro-palästinensischen Friedens- und Bürgerrechtsbewegung. Sami Michael, einer der berühmtesten Bestseller-Autoren Israels, der schon Mitte der fünziger Jahre mit den Kommunisten brach. Moshe Houri, ein reicher Kioskinhaber und Bauunternehmer in einem Vorort Tel Avivs. Er wählt immer noch Kommunisten. Samir Naqqash, der einzig von den Vieren, der seine Literatur immer noch auf Arabisch schreibt. Dafür hat er schon etliche Preise gewonnen, aber kein Verleger will mehr seine Bücher herausbringen. Weder in der arabischen Welt noch in Israel.

Die vier Protagonisten waren in ihrer Jugend durch den Internationalismus der irakischen kommunistischen Partei geprägt. Doch Anfang der fünfziger Jahre gerieten sie durch ihre religiöse Herkunft als arabische Juden in Widerspruch zum aufstrebenden arabischen Nationalismus, den sie paradoxerweise durch ihre politische Arbeit als Kommunisten unterstützt hatten. Durch ihre Flucht nach Israel kamen sie vom Regen in die Traufe, denn dort wurden sie als Kommunisten ebenfalls als Aussenseiter behandelt und misstrauisch beäugt. Obgleich sie sich der arabischen Welt zugehörig fühlten, mussten sie sich notgedrungen assimilieren und sich eine neue Kultur aneignen. Als «Mizrahim» und durch ihre politische Orientierung wurden sie immer wieder zur Zielscheibe von chauvinistischer Ignoranz. Ihr Leben steht damit exemplarisch für die Geschichte dieses Jahrhunderts und wie sich eine «neue Welt-Unordnung» durchsetzt.

"Samirs lebhaft montierter, mit viel «found footage» angereicherter Film ist die Bestandesaufnahme einer geteilten Identität, die nicht nur auf ähnliche Lebensformen übertragen werden kann, sondern vielleicht auch auf eine Stelle hinweisen mag, die im Nahostkonflikt die Rolle eines Bindeglieds übernehmen könnte."
Alexandra Stäheli, Neue Zürcher Zeitung''