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Der Lauf der Dinge

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Internet:
Radio DRS Tagesgespräch zur Kunsthausausstellung mit Patrick Frey

Medienkunstnetzwerk THE WAY THINGS GO

Netzspannung.org: Kettenreaktionen: Tinguely trifft Fischli/Weiss

Postmedia.net THE WAY THINGS GO.


ISAN: 0000-0000-D324-0000-5-0000-0000-M

Der Lauf der Dinge
CH 1987 30'

Regie: Peter Fischli, David Weiss
Kamera: Pio Corradi
Ton: Dieter Lengacher, Willy Kluth
Schnitt: Rainer M. Trinkler, Mirjam Krakenberger

Peter Fischli, David Weiss 1987 30'


In einer Lagerhalle wurde mit verschiedenen Gegenständen ein labiles Gebäude aufgebaut, linear, 20-30 Meter lang. Wird dies in Bewegung gesetzt, läuft eine Kettenreaktion ab. Feuer, Wasser, Schwerkraft und Chemie bestimmen den Lauf der Gegenstände, der Dinge. So entstand eine Erzählung über Ursache und Wirkung, Mechanismen und Artistik, Unwahrscheinlichkeit und Präzision.

"Das knappe Gelingen des Experimentes ist schön. Man merkt, die Gegenstände geben sich Mühe, man individualisiert sie, man fiebert mit. Sie werden zu Akteuren, und man möchte am liebsten klatschen, wenn ihnen etwas gelingt. Es hat die Schönheit eines magischen Tricks: Wenn es einem Jongleur dreimal misslingt und der den letzten neunten Ball fallen lässt, und wenn es ihm beim letzten Mal gelingt, dann sagt man "schön" und freut sich noch mehr. Man merkt, dass alle Tricks, die die Gegenstände auf Lager haben, für diese sehr schwierig sind, denn sie können eigentlich nichts. Man zwingt sie zu ganz absurden Tätigkeiten. Es wird ein Drama gespielt: Ein Gegenstand ist immer schuld an der Zerstörung des nächsten und am Fortgang der Ereignisse."
Patrick Frey auf Radio DRS

Diese artistische Versuchsanordnung alltäglichster Dinge ist eine Kettenreaktion, ein kontrolliertes Happening nach den Gesetzen der Physik und Chemie, den Notwendigkeiten und Zufällen einer prekären Situation, die man auch als »Ordnung aus Schwankungen« bezeichnen kann. Die Kamera folgt fasziniert dem Ereignis, das seinen »Lauf nimmt« und (fast) ohne Schnitt einen 1/2-stündigen Prozeß dokumentiert. Mit diesem Video landeten Fischli/Weiss einen der Publikumsrenner der documenta 8."
Medienkunstnetzwerk

"Es geht in diesem Film natürlich auch um das Problem von Schuld und Unschuld. Ein Gegenstand ist schuld, daß es nicht weiter geht, und auch schuld, wenn es weitergeht.Es gibt ein eindeutiges RICHTIG bei unseren Versuchen; das ist, wenn es funktioniert, wenn dieses Gestell zusammenbricht. Dann gibt es noch ein SCHÖN gleichsam über diesem RICHTIG; das ist, wenn es knapp wird oder wenn dieses Gestell zusammenbricht, wie wir es wollen, nämlich langsam und kompliziert, dann ist es schön zusammengebrochen. Also liegt die Ästhetik auf dem Funktionieren drauf wie die Butter auf dem Butterbrot, ziemlich dünn und gleichmäßig. Falsch ist, wenn die Sachen ganz von selbst loslegen und falsch ist, wenn sie gar nicht losgehen. Der Bereich von RICHTIG (oder dem, was man moraltheologisch auch als GUT bezeichnet) ist bei uns also wahnsinnig schmal. Auch GUT und BÖSE liegen oft sehr nah beieinander, z.B. wo die Kerze auf der Schaukel die Zündschnur anzündet. Kerze und Schaukel sind eher gut, weil lieb und kindlich, und die Zündschnur ist böse, denn für etwas Harmloses brauchst du sie ja nicht. Anders betrachtet, ist bei uns jeder Gegenstand gut, wenn er funktioniert, denn er befreit den nächsten, gibt diesem die Möglichkeit zur Entfaltung. Nicht destruktiv."
Fischli/Weiss