Uli der Knecht
CH 1954 111'
Regie: Franz Schnyder
Drehbuch: Jeremias Gotthelf
Produktion: Praesens Film
Mit: Liselotte Pulver, Hannes Schmidhauser, Emil Hegetschwiler, Heinrich Gretler, Stephanie Glaser, Alfred Rasser, Linda Geiser, Anneliese Egger
Pass:Uli der Knecht
540p Schweizerdeutsch,Deutsch UT -
Diesen Film dürfen wir Ihnen in Ihrem Land nicht anbieten. (USA)
Einem Knecht, der ein Säufer und Frauenheld ist, will der Bodenbauer sein Vieh nicht anvertrauen. Und so ändert Uli auf Rat seines Meisters sein Leben radikal und verschafft sich bald einen guten Namen. Der Glunggenbauer Joggeli ist begeistert und holt ihn als Meisterknecht auf seinen heruntergewirtschafteten Hof. Mit starker Hand und gegen grosse Widerstände - bringt Uli die Glungge wieder in Ordnung und wird für Joggeli schnell unentbehrlich. Bald stellt sich für Uli die Frage nach der richtigen Frau. Das hübsche Vreneli gefällt ihm sehr, aber Joggelis Tochter Elisi schwärmt ihm von einer Zukunft als Grossbauer vor und verdreht dem Knecht damit den Kopf. Doch Elisis Bruder Johannes fürchtet im Fall einer Heirat um sein Erbe, und so kommt es zum Zerwürfnis...
Produziert zum 100. Todestag von Jeremias Gotthelf im Jahr 1954, wurde ULI DE KNECHT zu einem der schönsten und erfolgreichsten Schweizerfilme und machte Hannes Schmidhauser und Liselotte Pulver zu nationalen Leinwand-Stars.
Bonus: Der vollständige Gotthelf-Roman
"Die Reihe von Gotthelf-Verfilmungen, welche unter der Regie von Franz Schnyderzwischen 1954 und 1964 teils von der Praesens-Film, teils von Schnyders eigener ZürcherFirma Neue Film AG hergestellt wurden, beruhten auf der Radiodialektbearbeitung,welche Ernst Balzli 1954 zum hundertsten Todestag des Dichters und EmmentalerPfarrers angefertigt hatte. Auch die Zürcher Darsteller sprachen am Radio und danach inden Filmen durchwegs berndeutsch, Emil Hegetschweiler als Bauer auf der "Glunngge",Heinrich Gretler als Bodenbauer, Hannes Schmidhauser in den Uli-Verfilmungen oderPeter Brogle als Jakobli in den Anne-Bäbi Jowäger-Verfilmungen. Die Behäbigkeit desBerner Dialekts, im Verbund mit den breiten Dächern der Emmentaler Bauernhäusern undmit Gotthelfs konservativer Gesellschaftskritik vermittelten einen gewissen Rückhalt ineiner Schweiz, die sich zu diesem Zeitpunkt mit der anbrechenden Hochkonjunktur imgrössten Umbruch ihrer Geschichte seit der Gründung des Bundesstaates 1948 befandund zudem durch die unsichere politische Lage (Kalter Krieg, Ungarn-Aufstand undSputnik-Schock) vor einer ungewissen Zukunft stand. Einen Einbruch in die heileEmmentaler-Welt gab es aber doch: Ein Basler Baumwollhändler (Alfred Rasser), demangeblich die reichsten Basler Fabrikdirektorentöchter und jene des Sankt-Gallerlandes zuFüssen liegen, empfiehlt sich in Uli der Knecht als Tochtermann."
Felix Aeppli
"[Franz Schnyder] ist es zu verdanken, dass in den nächsten Jahren das Emmental zur Filmschweiz wird. Unmittelbar bevor er HEIDI UND PETER dreht, hat er für die einzige ernsthafte Konkurrenz der Praesens auf dem Produktionssektor, die Gloria-Film, zum hundertsten Todestag von Gotthelf dessen Roman ULI DER KNECHT verfilmt. Gotthelf lebte gut ein halbes Jahrhundert vor Johanna Spyri und ist, als konservativer Kritiker am sich entwickelnden modernen Bundesstaat in die Schweizer Geistesgeschichte eingegangen. Von einer Verfilmung seiner Werke ist daher kaum eine progressive Wirkung zu erwarten. ULI DER KNECHT (1954) illustriert vielmehr einen Kernsatz unseres nationalen Selbstverständnisses: Schweizerart ist Bauernart. Immerhin vermeidet es Schnyder in den Kitsch der meisten Bauernschwänke abzugleiten. Auch die Dialoge sind insofern realistisch, als sie meist direkt von Gotthelf übernommen wurden. Die Schauspieler geben ihre Personen so recht von Herzen her, so dass man annehmen darf, Gotthelf hätte an der Verfilmung Gefallen gefunden. Wie im Falle von HEIDI führt auch hier der Publikumserfolg zu einer Fortsetzung: Für ULI DER PÄCHTER zeichnet nun wieder die Praesens als Produzentin. Doch da nun Ulis sozialer Aufstieg beendet ist, muss sich Erfolgsregisseur Schnyder nach einem neuen Filmstoff umsehen."
Felix Aeppli