SeelenSchatten

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Kritik in CINEMA

Selbsthilfegruppe Equilibrium


ISAN: 0000-0000-D585-0000-E-0000-0000-W

SeelenSchatten
CH 2002 85'

Regie: Dieter Gränicher
Drehbuch: Dieter Gränicher
Kamera: Hansueli Schenkel
Ton: Dieter Meyer
Schnitt: Dieter Gränicher
Musik: Bronislaw Kopczynski
Produktion: momenta film GmbH

Dieter Gränicher 2002 85'


Zwei Frauen und ein Mann, die unter schweren Depressionen leiden, werden eineinhalb Jahre lang filmisch begleitet. Ausgangspunkt der filmischen Erzählung ist ihre akut depressive Phase.

Wie erleben sie ihre Krankheit und den Klinikaufenthalt? Wie entwickelt sich ihre Arbeits- und Familiensituation nach der grossen Krise? Wann fühlen sie sich wieder gesund? Der Film erforscht dunkle Seiten der menschlichen Seele und die verschiedenen Aspekte der Depression. Er weckt Verständnis für Menschen, die durch ihre psychische Krankheit nach wie vor stigmatisiert sind.

Ich habe eigentlich nichts gesehen ausser schwarz;das Loch, in dem man selber drin ist.
Betroffener Charles E.

Der Haushalt war eine Katastrophe. Wenn mein Sohn zu Besuch kam,habe ich das Geschirr bis zum anderen Samstag stehen gelassen.Nichts gemacht... zwei Monate die Wäsche nicht...
Betroffene Hélène P.

Meine Depression war eine Art Schutz, damit ich selber merkte,dass es so nicht mehr weiter gehen kann.
Betroffene junge Frau

"Der neue Stil, den auch Dieter Gränichers Dokumentarfilm SEELENSCHATTEN pflegt, kehrt die Sichtweise weitgehend um.Der Autor legt weniger dar, was es braucht, um gesund zu werden, und berichtet sehr viel breiter davon, was es bedeutet und wie es sich anfühlt, es nicht zu sein. Denn an eine dauerhafte Linderung des Elends ist im Ernst nur zu denken, wenn zuvor begriffen wird, auf welche Weise jeder einzelne Depressive sich selber erlebt in seinen wechselnden Gemütszuständen."
Pierre Lachat im Bund

"Der Dokumentarfilmer lässt seine Hauptfiguren so in szenisch aneinandergereihten Bildern zu Wort, zum Schweigen, zu Tränen, zum Warten und zum Tun kommen. Ihn sieht man so gut wie nie, sparsam hört man seine Fragen aus dem OFF. Das ist das, was mir unglaublich gefallen hat: nämlich ohne jegliche psychologische, therapeutische Fachsimpelei. Es steht schlicht das Leben der Menschen im Mittelpunkt, die ihre jeweiligen Depressionen leiden und auch bekämpfen. Und dabei wird tottrauriges ebenso deutlich wie auch die enorme Kraft, mit der die Menschen im Film versuchen, ihrer Depression zu entkommen. (...) Jeder und jede sollte diesen Film anschauen. Wer nämlich was vom Leben und von diesem existentiellen Nichts, vor dem man dann steht, von dieser Lähmung und Erstarrung, die in irgendeiner Form auch alle Menschen kennen, wer da wirklich mal etwas mehr verstehen möchte, ist mit Sicherheit gut bedient."
Angelika Schett auf Radio DRS

Krankheit Depression

Wir alle kennen seelische Verstimmungen, Unwohlsein, Durchhänger und Trauer. In der Umgangssprache sagt man schnell einmal, ich bin „depro“. Doch die Krankheit Depression hat qualitativ eine andere Dimension, die mit dem alltäglichen Auf und Ab nur begrenzt vergleichbar ist. Betroffene sind in einem hohen Ausmass von Antriebslosigkeit, Freudlosigkeit, Interesselosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Mangel an Selbstvertrauen, Schuldgefühlen, einem Gefühl der inneren Leere, Ängsten, Schlafstörungen und zuweilen von Wahnvorstellungen betroffen. „Ich kann nicht mehr wollen“, ist ein zentraler Satz für depressiv leidende Menschen.

Es ist beeindruckend zu sehen, wie Betroffene manchmal lange Zeit verzweifelt gegen ihre depressiven Gefühle ankämpfen, sich in massiven Selbstvorwürfen noch zusätzlich belasten, um schliesslich trotzdem vor der Krankheit „kapitulieren“ zu müssen. Häufig führt erst ein Klinikeintritt dazu, dass dieses seelische Leiden als Krankheit und nicht als persönliches Versagen wahrgenommen wird. Betroffene brauchen tatkräftige Hilfe von aussen und sind häufig gezwungen, sich aus dem Berufs- und Alltagsleben zurückzuziehen.

Diagnose und Behandlung erweisen sich oft als schwierig. Es kann lange dauern, bis eine adäquate Behandlungsmethode gefunden wird, da depressive Erscheinungsformen eine Unzahl von Ausprägungen haben. Bei jedem Menschen äussern sie sich anders; eine Behandlung, auf die eine Person gut anspricht, kann bei einer anderen wirkungslos sein. Häufig bietet die medikamentöse Therapie mit Psychopharmaka (Antidepressiva) erst wieder die Möglichkeit, aus dem Stillstand aufzutauchen und das eigene Leben aktiver angehen zu können. Psychotherapien und weitere Behandlungsformen sind ebenso wichtig und tragen dazu bei, den Alltag wieder strukturieren, bewältigen und das Depressive besser verstehen zu können.

Die Krankheit hat häufig (aber nicht immer) einen erkennbaren Auslöser. Viele seelische Störungen und psychische Belastungen - Verluste, Tod eines geliebten Menschen, starke Lebensveränderungen, Stress - können in schwere Depressionen münden. Ob ein Betroffener aber erkrankt, hat viele Ursachen: Biochemische Vorgänge, persönliche Dispositionen und lebensgeschichtliche Prägungen sowie auch die soziale Verankerung des Betroffenen spielen eine Rolle. Fast alle Fachleute sind sich aber einig, dass man noch sehr wenig über die tieferliegenden Ursachen der Depressionen weiss. Es scheint, dass eine Vielzahl von Faktoren auf einen Patienten einwirken, deren genaues Zusammenspiel aber heute noch nicht erkannt werden kann.

Wissen und Sehen sind nicht das gleiche

Dr. med. Berthold Rothschild, Psychiater

Kommt da eines Tages einer in meine Praxis - nicht als Patient, ein Filmer sei er, und er wolle einen Film über Depressionen machen. Ob ich für dieses Projekt die 'Supervision' übernehmen würde? Ich bin skeptisch: da werden doch dauernd Artikel geschrieben, Interviews gemacht und auch Filme gedreht zu diesem Thema, also schon wieder so ein 'Leidens-Fledderer'? Und was soll denn das mit der 'Supervision'? Der will sich gewiss nur absichern oder seinen Film aufmöbeln und zeigen, dass er fachlich überprüft worden sei. Ich werde bald eines besseren belehrt.

Dieter Gränicher will da nicht nur so schnell etwas abdrehen, sondern er will sich gründlich in die Materie vertiefen, sich viele Monate, wenn nicht gar Jahre Zeit nehmen. Und er will das schwierige Thema 'Depression' eben gerade nicht von Experten definieren und darstellen lassen - seine Informanten sollen Patienten und Patientinnen sein, welche denn auch die wirklichen Experten dieses 'Lebensgefühls der ungewollten Traurigkeit' sind. Und es geht ihm auch nicht in erster Linie um eine Krankheit, sondern um das Erforschen und Nachzeichnen dieser Existenzform, welche von solchen Menschen über lange Phasen erlitten wird. Und 'Supervision' will er, weil er schon bald gespürt hat, dass er in seiner Arbeit nicht einfach 'draussen' bleiben kann, dass sie ihn immer wieder verunsichert und ihn selber psychisch ins Schleudern bringen kann. Ich zweifle aber immer noch: wird es ihm denn überhaupt gelingen, diese in sich gekehrten, der Welt oft den Rücken weisenden Menschen überhaupt für den Zweck eines solchen Filmes zu öffnen, zur Mitarbeit zu gewinnen? Wo wir doch sogar als Ärzte und Fachleute in der Beziehung zu diesen PatientInnen immer wieder und bald an Grenzen stossen und deren verschlossene und manchmal abweisende Haltung lediglich zu ertragen lernen können?

Nach fast zwei Jahren Zusammenarbeit mit Dieter Gränicher bin ich eines besseren belehrt worden. Ihm ist gelungen, was uns oft nicht gelingt: mit den von der Depression geprägten Darstellern seines Films in eine lange und vertiefte Beziehung zu treten. Ihnen (und uns als BetrachterInnen dieses Films) einen vertieften und äusserst differenzierten Einblick zu gewähren in das komplexe Erleben und Erleiden dessen, was man so verallgemeinernd und übergreifend als 'Depression' bezeichnet. Die von ihm gefilmten Menschen zeigen bei genauerem Hinsehen deutlich mehr Verschiedenheiten als Ähnlichkeiten und der medizinische Klammerbegriff 'Depression' wird ihnen und ihrem Leiden oft nicht oder zu wenig gerecht. Ich lerne von ihm, dem 'Spezialisten des Blicks', dass man schwierige Situationen eben nicht nur über das Wissen und die Sprache, sondern über das Schauen, das Hinschauen und im Auge behalten auf eine Weise erfassen kann, die so manches zeigen kann, was man sonst nicht sehen und dann auch nicht erleben würde.

Noch mehr: das Betrachten der Bilder und Szenen führt zwischen dem Betrachter (dem 'Voyeur') und den Betrachteten (dem 'Darsteller') zu einer Gemeinsamkeit, die man in der sog. 'therapeutischen Beziehung' oft nicht oder nur sehr mühsam erreichen kann.

Voraussetzung dafür ist allerdings eine Fairness und ein Verzicht auf das Besserwissen oder Schonwissen, das uns Fachleuten durch Routine oder gar Zynismus oft abhanden gekommen ist. Damit aber wird dieser Film zu einem eigentlichen 'Dokument der Begegnung zwischen Menschen unter erschwerten Bedingungen', der Klammerbegriff 'Depression' tritt zurück und ist nur noch Anlass dieses schwierigen Unterfangens. Und man versteht auch, warum es Dieter Gränicher gelungen ist, auf allerlei Tricks und Gimmicks seines Faches verzichten zu können. Hartnäckig und gekonnt ist er 'partizipierender Beobachter' geblieben und hat dann erst noch, nach unendlich langer Mühsal, diesen wunderbaren Film daraus entstehen lassen.

Eine zweite separat erhältliche DVD DEPRESSIONEN - OHNMACHT UND HERAUSFORDERUNG vertieft das Thema mit 18 Filmen zum Thema.



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