Peter Liechti - Dedications
CH 2016 50'
Regie:
Drehbuch: Peter Liechti
Adaptation: Jolanda Gsponer, Annette Brütsch
Kamera: Peter Guyer
Schnitt: Annette Brütsch
Musik: Norbert Möslang
Produktion: Liechti Filmproduktion GmbH, Jolanda Gsponer
DEDICATIONS, Peter Liechtis letzter Film, hätte eine Widmung an die Kunst, die Literatur und, als Ausdruck des Menschlichen, an einen unbekannten Häuptling aus dem Südsudan werden sollen. Seine schwere Krankheit bewog ihn, das ursprünglich als Trilogie geplante Projekt stark zu kürzen und den Fokus zu verändern:
«Wenn ich an den Film denke, der im Atelier auf mich wartet, so kommt er mir tausend Mal wirklicher vor als alles, was es da zu sehen gibt vom Spitalfenster aus. Die Bilder werden sich immer mehr überschneiden. Sie erzeugen eine neue Vision von dem, was mich künstlerisch noch etwas angeht. Ob ich das Tempo mithalten kann, ist die andere Frage.»
Peter Liechti über DEDICATIONS
Liechtis Partnerin Jolanda Gsponer hat zusammen mit einigen seiner engen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein dreiteiliges multimediales Projekt entwickelt, um die unvollendeten DEDICATIONS der Nachwelt zugänglich zu machen. Aus der von Peter Liechti hinterlassenen Auseinandersetzung mit seinem Leben und Tod ist posthum eine Hommage an den Künstler geworden — in Form einer Installation, einer gefilmten Lesung und eines Buchs.
Das Fortschreiten seiner Erkrankung war nicht aufzuhalten. Trotzdem hat er die Arbeit an «Dedications» vorangetrieben, oft bis zur Erschöpfung. Manchmal auch zweifelnd, ob er das kräfteraubende Filmprojekt vielleicht aufgeben und die ihm verbleibende Zeit ausschliesslich dem Schreiben widmen sollte. Aus der ursprünglich geplanten Trilogie entstand ein neues Konzept, bei dem die drei Teile filmisch ineinanderfliessen – und in dem Peter Liechti seine Krankheit mitthematisieren wollte. Eine generelle Widmung an das Leben sollte es werden, an das, was ihn umtrieb, bereicherte und verpflichtete. Leben, Schreiben und Filmen, ein untrennbarer Prozess.
Jolanda Gsponer
Das Script zum Film sandte er mir im Anhang einer Email. Es war spät in der Nacht, als ich sie öffnete. Ich wollte das Dossier am nächsten Tag eingehend studieren und vor dem Schlafen nur noch einen schnellen Blick reinwerfen. Nach den ersten paar Sätzen war ich gefangen im Tagebuch. Ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen. Die Schonungslosigkeit, die Traurigkeit und Melancholie der Texte und ja, auch der darin aufflackernde Humor hatten mich sofort in ihren Bann gezogen.
Tania Stöcklin
Was er geschrieben hat, im Spital, was er liest, im Atelier, sind teils sehr wortmächtige, teils ins Leidend-lautmalerische regredierende, die Regression reflektierende, erschrockene, unerschrockene, mit dem Entsetzen gar nicht mehr spielende, dem Entsetzen sich aussetzende Annäherungen ans Nichts.
Das Schöne ist, dass das zwar ganz Liechti ist, sein kahler Kopfe, seine zwischen Lakonie und Pathos nüchtern dastehenden Worte, seine Stimme, sein Sitzen, seine Bilder, die mit vielen seiner Filme assoziierte Musik; und dass das doch auf ganz selbstverständliche Art keine Anstalten macht, ein Film zu sein, wie ihn Liechti selbst geschnitten und komponiert hätte. Es liegen darin ein grosser Respekt und eine liebende Zartheit für den Toten.
Ekkehard Knörer, Cargo
DEDICATIONS ist eine Trilogie.
DEDICATIONS ist auch eine Installation: Im Zentrum des dreiteiligen Konzepts steht eine filmische Installation. Konzipiert vom Künstler Yves Netzhammer, gibt sie der inhaltlichen Ausrichtung von Dedications, aber auch dem baustellenartigen Charakter eine Form, ohne die Autorschaft zu manipulieren: Drei halbtransparente Leinwände zeigen das Filmmaterial der drei Themenfelder «Spaziergänge und Träume», «Spital» und „Archiv / Zeitreisen». Die visuellen und akustischen Notationen überlagern sich in assoziativer Weise und lassen vielschichtige Bezüge entstehen. Zuschauerinnen und Zuschauer können den Film gewissermassen selbst montieren.
http://peterliechti.ch/page.php?de,0,19
DEDICATIONS ist auch ein Buch. ES vereint Standbilder aus und Texte zu DEDICATIONS, darunter auch Aufnahmen und Notizen, die Peter Liechti auf Recherchereisen für frühere Filmprojekte gesammelt hat. Vollständig abgedruckt ist das «Spital-Tagebuch». Auf der beigefügten DVD ist der Rohschnitt des 15-minütigen Filmanfangs zu sehen, wie Liechti ihn als Fragment hinterlassen hat.
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