Pas douce
Pas douce
CH 2007 84'
Regie: Jeanne Waltz
Drehbuch: Jeanne Waltz
Kamera: Hélène Louvart
Ton: Laurent Chassagne, Henri Maïkoff
Kostüme: Catherine Schneider
Schnitt: Eric Renault
Musik: Cyril Ximenes
Produktion: Prince Film
Mit: Isilde Le Besco, Steven de Almeida, Lio, Yves Verhoeven, Christophe Sermet
Die 22jährige Krankenschwester Frédérique hat genug vom Leben. Aber so einfach ist es gar nicht, zu sterben. Sie nimmt allen Mut zusammen, bereitet ihren Karabiner vor und sucht die Einsamkeit, als plötzlich ein Kind schreit. Ohne zu überlegen zielt Frédérique in Richtung Schrei. Die Kugel zertrümmert Marcos Knie. Der 13-jährige Junge kommt ins Spital. Frédérique unternimmt alles, um ihn nicht pflegen zu müssen, doch langsam merkt sie, dass Marco ihr ähnlich ist: misstrauisch, aggressiv, in sich selber gefangen, und er schlägt die, die sich ihm nähern. Frédérique empfindet seine Hassausbrüche als eine willkommene Bestrafung.
"An den Solothurner Filmtagen im Januar geriet Jeanne Waltz schlagartig ins Rampenlicht, als sie den Schweizer Filmpreis für das beste Drehbuch erhielt. Zu Recht. So stark und souverän war in letzter Zeit kaum ein anderer einheimischer Spielfilm; die Auszeichnung für die beste Regie hätte er auch gleich verdient, und jene für die fulminante Isild Le Besco als beste Hauptdarstellerin ohnehin aber diese ist halt Französin."
Martin Waldner, NZZ
"Die in Portugal lebende Schweizer Filmemacherin Jeanne Waltz findet für diese folgenschwere Begegnung eine unaufgeregte, beinahe schon spröde Bildsprache, die sensibel den Blick auf das Wesentliche freigibt: Das Porträt einer harten und zugleich schwachen Frau, die nur dank einer selbst auferlegten Schuld zum Leben zurückfindet. Herausragend ist die darstellerische Leistung von Isild Le Besco, einer französischen Jungschauspielerin, deren entrückte Schönheit souverän die innere Zerrissenheit der Hauptfigur Fréd widerspiegelt. Zwischen kühler Aggressivität und mädchenhafter Verletzlichkeit oszillierend, bildet sie das eigenwillige Zentrum dieses überzeugenden und mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten Dramas. "
Cindy Hertach, Independent Pictures
"Von der Hauptdarstellerin und dem jungen Gegenspieler (Almeida) behutsam interpretiert, mit überzeugenden, realistischen Dialogen, und an idealen Schauplätzen inszeniert, ein interessantes, einnehmendes Frauenportrait.
Benny Furth, art-tv"Verlorene junge Frauen wie Fred sind eigentlich nicht eine Spezialität des Schweizer, sondern des französischen Kinos. Dort jagen sie dann zwischen leiser Hoffnung und Verzweiflung, Gelegenheitsjobs und reihenweise Gauloises blondes ein bisschen Geld sowie der grossen Liebe nach. In der Tat wurde PAS DOUCE zur Hälfte mit französischen Geldern finanziert. Dennoch erzählt der Film für Waltz ganz klar eine Schweizer Geschichte - und das nicht bloss, weil er in La Chaux-de-Fonds spielt und ihre Heldin über einen Job wie auch eine Wohnung verfügt. «Ja, das stimmt», sagt sie. «Das hat zum einen damit zu tun, dass ich selbst meine Jugend in der Schweiz verlebt habe, und somit auch die Zeit, in der man wohl am selbstzerstörerischsten ist.»
Vor allem aber sei der Film geradezu durchtränkt von calvinistischer Mentalität: «In diesem Land haben wir doch alle eine protestantische Erziehung, selbst die Katholiken. Die Schule, die Arbeitsethik, alles ist davon durchsetzt. Man wird dazu erzogen, ständig nach wirtschaftlichem Erfolg zu streben. Das Emotionale bleibt dabei oft auf der Strecke. Es wird als ganz normal angesehen, das alles still und leise zu erdulden.»
Michèle Wannaz, WOZ