No More Smoke Signals
"Nach vier Tagen im und zwei Stürzen aus dem Sattel, wurde das Drehverbot beim Memorial Ride stillschweigend aufgehoben. Alex White Plume meinte: Before you were worth two, now you are worth a hundred horses!"
Fanny Bräuning
Die Weissen haben uns viel versprochen, mehr, als ich aufzählen kann, aber gehalten haben sie nur ein Versprechen: sie schworen, unser Land zu nehmen, und sie haben es genommen.» (Red Cloud, Häuptling der Oglala-Teton-Sioux, zit. nach Dee Brown: Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses, Hoffmann und Campe, 1972)
Das ganze Land haben die Weissen zwar nicht genommen, aber sie haben die Indianer in immer kleinere Reservate gepfercht, um Raum zu schaffen für die immer grössere Zahl von Einwanderern. Sie drängten sie in unwirtliches Gebiet zurück, durch das auch keine Büffelherden zogen, als es noch Büffelherden gab. In Reservate, in denen heute vielfach Armut, Arbeitslosigkeit und als eine Folge davon Alkoholismus und Verelendung herrschen.NO MORE SMOKE SIGNALS, ein Dokumentarfilm über Pine Ridge, das bitterarme Reservat der Lakota-Sioux im amerikanischen Bundesstaat South Dakota, zelebriert dennoch nicht die Hoffnungslosigkeit. Die Indianer rufen ihr Volk: mitten in karger Landschaft haben sie mit einfachsten Mitteln eine Radiostation errichtet, von heutigen technischen Standards ebensoweit entfernt wie vom Sitz des «Bureau of Indian Affairs», das sich offenbar kaum um seine Aufgaben und Pflichten kümmert. Dennoch: die knappe, von manchmal chaotischem Idealismus beseelte Belegschaft sendet in täglicher Leistungsprobe das Gleiche wie die teuer betriebene Konkurrenz: Nachrichten, Musik, Hörerwünsche, Reportagen. Zudem werden regelmässig «Native Festivals» veranstaltet, an denen die Teilnehmer ihre Eigenkompositionen vortragen. Es sind zumeist melancholische, aber auch zärtliche und zukunftsweisende Songs, die nicht nur von den Taten glorreicher Vorväter, sondern in realistischer Tonart auch vom heutigen Leben erzählen.Emotionaler und optischer Höhepunkt des Films ist der Gedenkritt an den Ort des Massakers von Wounded Knee, einem kleinen Fluss («Creek») im südwestlichen South Dakota, wo am 29. 12. 1890 über dreihundert Sioux unter Führung ihres schwerkranken Häuptlings Big Foot von Einheiten der Siebten US-Kavallerie massakriert wurden. Unter den getöteten Indianern befand sich eine grosse Anzahl von Frauen, Kinder und Säuglingen. Die überlebenden, teils schwer verwundeten Indianer wurden historischen Quellen zufolge in eine Kirche gebracht, über deren Altar die Worte «Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen» standen.
Semaine de la Critique Locarno
"Im Dokumentarfilm NO MORE SMOKE SIGNALS nimmt Fanny Bräuning den Sender als Ausgangspunkt, um die misslicheLebenssituation der Indigenen in South Dakota zu schildern. In atemberaubendenLandschaftsaufnahmen (Kamera: Pierre Mennel, Dieter Stürmer, Igor Martinovic) fängt derFilm die unendliche Weite und klirrende Kälte des amerikanischen Nordens ein. In lebhaften,aus der Hand gedrehten Interviews mit Bewohnern, die sich nicht unterkriegen lassen,legt er den von Arbeitslosigkeit und Alkoholismus geprägten Alltag frei. Und mit eindrücklichemArchivmaterial rollt er historische Ungerechtigkeiten auf. Der Regisseurin gelingt sonicht nur eine visuell und musikalisch packende Reportage, sondern auch eine stimmungsmässigund rhythmisch ausgewogene Hommage an ein marginalisiertes Volk."
Zürcher Filmpreis