Melodias

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ISAN: 0000-0001-A4F8-0000-T-0000-0000-O

Visions du Réel Nyon 2005, Prix TSR meilleur film suisse, Prix Regards sur le crime
European Film Awards 2005 - Nominated for best documentary

Melodias
CH 2005 70'

Regie: François Bovy
Drehbuch: François Bovy
Kamera: François Bovy
Ton: Juan Guillermo Palacios
Schnitt: Stéphanie Perrin, Damian Plandolit
Produktion: Nadejda Magnenat, Les films de la dernière heure

François Bovy 2005 70'


Der Film erzählt die Geschichte von Dario, der Taxi fährt, von Jorge, der Lastwagen auslädt, von Edwin, der bei der Polizei arbeitet und von Luis Carlo, der Verletzte versorgt und Tote ins Leichenschauhaus bringt. Der eine war Wanderprediger und Auftragskiller. Er sagt uns, wie viel das Leben eines Menschen wert ist. Der andere erzählt, warum die Gebete seiner Mutter ihn getröstet haben, als er seinen Vater ermordet auffand… Und der Dritte erklärt, als er aus dem Gottesdienst kommt, warum es keine Sünde ist, einem Menschen ins Ohr zu schiessen. Überschwänglich und tragisch zugleich führen uns ihre Erzählungen an die Grenze von Gut und Böse. «Lebe jeden Augenblick, denn das Leben ist nur ein Traum» singen zwei Musiker, die den Film untermalen und begleiten.

"Frühmorgens auf der Terrasse wird Jorge von seiner Grossmutter gerügt, weil er schon das erste Bier des Tages kippt. «Es ist das letzte, Oma», versucht er sie zu besänftigen; da dieser Versöhnungsversuch fehlschlägt, geht er zum nächsten über: Eine feine goldene Halskette stimmt die alte Frau gleich milder. Die Frage, wie denn ihr Enkel zu dem teuren Geschenk gekommen ist, muss sie sich sichtlich verkneifen.
Jorge ist einer von drei Personen, die in Melodias porträtiert werden. Der junge Mann lädt heute Lastwagen ab, früher war er Auftragsmörder. Dario, der Taxichauffeur, erzählt von den täglichen Begegnungen mit kleinkriminellen Fahrgästen. Edwin schliesslich ist Polizist, wie sein Vater, der während eines Einsatzes umgebracht wurde. Rechtskonflikte, Gefahr und Gewalt sind überall und an der Tagesordnung im kolumbianischen Medellin. François Bovy ist nun keineswegs daran gelegen, die Menschen in Opfer und Täter einzuteilen. Vielmehr wechseln sich bei jedem Porträtierten diese Rollen ab und durchdringen sich, lösen einander aus. Die Figurenklischees - der Bulle, der Mörder, der Taxifahrer - und die Schemata von Recht und Unrecht, die auf der Hand liegen würden, werden mehrfach gebrochen. Stattdessen zeichnet der Film Gewalt als ein komplexes System voller Grauzonen.
Diese dokumentarischen Porträts werden immer wieder von inszenierten Szenen unterbrochen: Ein Sängertrio trällert Volkslieder, die oft von Schuld und Sühne handeln; wie ein antiker Chor kommentiert es das Geschehen. Der Blick der Sänger hält Abstand zu den drei Männern, sie sind nicht eingebunden in die Zirkel von Gewalt und Gegengewalt, Verzweiflung und Angst. Dies gibt ihnen die Gelassenheit, die Lebensgeschichten der anderen nicht wertend oder analytisch zu betrachten, sondern Lieder zu singen, die die Geschichten ergänzen. Als Ganzes entsteht ein Epos über die Verstrickungen menschlichen Lebens in Fragen von Gut und Böse.
Nathalie Böhler CINEMA



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