Heimatklänge

Schweizer Filmpreis 2008 - Bester Dokumentarfilm
Berlinale Forum C.I.C.A.E. Award und Readers Award
Visions du Réel Nyon 2007 Audience Award
Int. Festival Athen 2007 Best Music Film Award
Nominiert für den europäischen Filmpreis

Heimatklänge
CH 2007 80'

Regie: Stefan Schwietert
Drehbuch: Stefan Schwietert
Kamera: Pio Corradi
Ton: Dieter Meyer
Schnitt: Stephan Krumbiegel
Musik: Erika Stucky, Noldi Alder, Christian Zehnder, Sina, Stimmhorn, Huun Huur Tu
Produktion: Maximage GmbH

Stefan Schwietert 2007 80'


Was hat Babygeschrei mit dem Echo eines Jodlers im Gebirge gemeinsam, was der Kopfton eines tuvinischen Nomaden mit der Bühnenshow eines Vokalartisten? Die Antwort lautet: DIE STIMME. Auf dem Hintergrund trutziger Alp- und moderner Stadtlandschaften dringt HEIMATKLÄNGE in die wundersamen Stimmwelten von drei exzeptionellen Schweizer Stimm-Artisten ein. Ihr Klangkosmos reicht weit über das hinaus, was wir als Gesang bezeichnen würden. Die Musiker sind Teil eines zukunftweisenden Aufbruchs der alpenländischen Vokalkunst. In ihren experimentierfreudigen Auseinandersetzungen mit heimischen und fremden Traditionen wird die Bergwelt mit ihren mächtigen Naturschauspielen ebenso zur Bühne, wie die Landschaften und Geräuschkulissen der modernen Lebenswelten.

"Es gibt Musik, Klänge, Töne, die so tief berühren, dass sie einen zum Weinen bringen. Zugleich aber auch trösten, ruhig machen, ein Lächeln hervorbringen, ans Herz gehen. HEIMATKLÄNGE macht den Betrachter und Hörer schwindlig mit diesen Stimmen, seinen Bildern von Himmel und Wolken, Felsen, Flüssen und massiven Gebirgen der Schweizer Alpen. Wo die Menschen rufen, singen, jodeln, juchzen, sich erfreuen am Echo, am Zwiegespräch mit der Natur.Das ist keine platte Touristen-Folklore. Das ist echtes Gefühl, wahre Kunst. Sehr sehenswert."
Tagesspiegel Berlin

"Der Film handelt vom Jodeln. Aber nicht vom Gejuchz aus dem bluemeten Trögli, sondern von einer wilden Tradition und kreativen Weltsprache. Drei Musiker – Sänger, Jodler, Jodelphilosophen eigentlich – beschwören da ihre Geister und Gegenwarten. Sie suchen das Eigene und finden es im Appenzell oder in der Mongolei; und das ist (erlauben wir uns das bisschen Pathos) ein Wunder an Rhythmus, Bildermelodie und unprätentiöser Gescheitheit – Der Film stösst die Tür zu Weltgeschichten auf."
Tages -Anzeiger

"Als Kind spielte ich Klavier, und es war mein Traum, Musiker zu werden." Doch mit seinen "zwei linken Händen" sei das unmöglich gewesen, denn was er tue, wolle er perfekt machen. Als Filmemacher indes sah Schwietert die Möglichkeit, Musik und Film zu vereinen. "Es hat mich jedoch nie interessiert, Musikfilme zu machen oder Musik zu verfilmen." Bei Fernseh-Auftragsarbeiten mache er das zwar gelegentlich, was er als handwerkliche Herausforderung begreife. "Es geht mir vielmehr darum, die Musik als Vehikel zu benutzen, um damit etwas anderes zu erzählen, das dahintersteht. Darum, Menschen in ihrem Kontext zu sehen und ihre Musik als ein Element zu begreifen, das sehr viel über die Veränderung von Kulturen erzählt."(...)
Im Zentrum der HEIMATKLÄNGE steht die menschliche Stimme, die Suche von Menschen nach ihren eigenen Klängen. Das sei sehr persönlich, denn damit gebe ein Mensch auch etwas von seiner Identität preis. "Das wollte ich zeigen: Es gibt einen Ausdruck, der auf ganz archaische Formen von Kultur und Alltag zurückgeht. Wo man sich spontan hinstellte, wenn das Wetter sich änderte oder sonst eine Emotion einen bewegte, und man das hinausgejuchzt, hinausgejodelt hat." Es gebe für ihn eine direkte Verbindung zu einer sehr aktuellen Auffassung von Musik, wo im Musizieren wieder eine grössere Freiheit gesucht werde, wo es zunächst einmal kein Richtig und kein Falsch gebe und wo es einfach nur um das Singen und die Lust daran gehe. Deshalb auch der Titel des Films: "Heimat ist ein schönes Wort, das es so nur in der deutschen Sprache gibt", sagt der 1961 geborene, in Therwil aufgewachsene, seit langem schon in Berlin lebende Filmemacher. "Man sollte den Begriff nicht den Ewiggestrigen überlassen. Es geht ja um ein ureigenes Gefühl davon, wo ich meine Identität habe. Das hat nichts mit Ausgrenzen zu tun. Ich kann als Schweizer in Berlin Heimat in mir haben und von dem Standpunkt aus auch wunderbar mit anderen Kulturen kommunizieren."
Neue Zürcher Zeitung

"Es geht um die menschliche Stimme in Schwieterts HEIMATKLÄNGEN, um die Stimme in dieser Schweizer Landschaft. Dann um drei Menschen, die ihre Authentizität entwickelt haben in einer Auseinandersetzung mit der Musik, die aus dieser Landschaft kommt. Um eine neue Volksmusik. Sie haben diese Freiheit gesucht, von der Noldi Alder spricht, doch wie verschieden sind sie. Erika Stucky hat eine völlig andere Geschichte. Sie wuchs bis zu ihrem zehnten Lebensjahr in Kalifornien auf und kam dann ins Oberwalliser Dorf Mörel. Sie hat gleichsam zwei Wurzeln, die sie in ihren Performances miteinander in Einklang zu bringen versucht. Das tut sie auf stimmige Weise. Ihr Bezug zum Lebensraum ist nicht ungebrochen. Da geht es eher darum, «den Rahm abzuschöpfen» von der archaischen Walliser Sagenwelt und daraus etwas allerdings ganz Eigenes zu machen. Ihre Musik hat auch sehr viel mit Theater zu tun, mit der Ironie, dem Paradoxen. Selbst wenn sie in einer Kneipe in Mörel für die Dörfler singt – ein absurder Auftritt."
Alfred Zimmerlin, Neue Zürcher Zeitung



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