Delphine Seyrig, portrait d'une comète
CH 2000 58'
Regie: Jacqueline Veuve
Kamera: Thomas Wüthrich, Yvan Koselka
Ton: Michel Casang, Fred Kohler
Schnitt: Fernand Melgar
Musik: Carlo d'Alessio
Mit diesem Porträt würdigt Jacqueline Veuve Delphine Seyrig. Sie zeigt nicht nur die legendäre Schauspielerin, sondern auch die engagierte Feministin und Freundin. Von L'ANNEE DERNIERE A MARIENBAD (1961) von Alain Resnais bis zu INDIA SONG(1975) von Marguerite Duras war Delphine Seyrig die schöne Frau par excellence. Obwohl sie in rund 30 Theaterstücken und rund 50 Filmen gespielt hatte, wurde ihr seit ihrem Tod vor zehn Jahren kein einziges Buch und keine einzige Fernsehsendung gewidmet. Muss ihr Ruf bis heute für ihre ausgesprochen feministische Position zahlen? Wie es einer ihrer Freunde sagt, der im Film interviewt wird: »Von Marienbad bis zu den Barrikaden ist es nicht mehr die selbe Frau. Und wenn man sein eigenes Bild zerbricht, ist es sehr schwierig, es wieder zusammenzusetzen.« Jacqueline Veuve lässt uns mit Sensibilität die verborgenen Seiten dieses "Kometen" entdecken, wenn sie Delphine Seyrig zitiert: »Alles, was man von mir will, kann ich werden.«
... "Au théâtre it faut tuer, il faut mourir, il faut faire les choses qui sont absolument interdits dans la vie." Das sagte eine andere Grosse, die sich im Spiel erschöpfte und tötete, die "schöne Fremde" Delphine Seyrig. Jacqueline Veuve zeichnet in ihrem DELPHINE SEYRIG - PORTRAIT D'UNE COMETE ein faszinierendes und ergreifendes Bild der Schauspielerin, die seit ihrem mysteriösen Erscheinen in Alain Resnais' L'ANNEE DERNIERE A MARIENBAD zwischen Traumschönheit und Pinterscher Grausamkeit oszillierte, ihr Glühen hinter einem unterkühlten Spiel verbergend und mit einer heiseren, immer wie erkältet klingenden Stimme.Jacqueline Veuve kannte sie während zwanzig Jahren, Feminismus war ein Leitmotiv in ihrer Beziehung, der Feminismus, mit dem Delphine Seyrig nach Claude Regys Urteil ihr Image zerstörte: "De 'Marienbad' aux barricades" sei es nicht mehr dieselbe Frau. Weil sie so schön war, konnte sie Feministin sein, meint eine Repräsentantin der Frauenbewegung."
Andreas Klaeui, Basler Zeitung