Das Wissen vom Heilen

Zürcher Filmpreis

Das Wissen vom Heilen
CH 1997 90'

Regie: Franz Reichle
Drehbuch: Franz Reichle
Kamera: Pio Corradi
Ton: Dieter Meyer
Schnitt: Myriam Flury, Franz Reichle
Produktion: T&C Film

Franz Reichle 1997 90'


Der erste umfassende Film über tibetische Medizin, einem der höchstentwickelten Medizinsysteme. Die Arzneien dieser ganzheitlichen Medizin bestehen aus Kräutern, Wurzeln, Mineralien und anderem. Heilerfolge werden bei chronischen Krankheiten erzielt, die mit der westlichen Medizin kaum geheilt werden können. In Dharamsala, im nordindischen Vorhimalaja, dem Sitz der tibetischen Exilregierung, führt uns Dr. Tenzin Choedrak, Leibarzt des Dalai Lama, in die Lehre der tibetischen Medizin ein. S. H. Tenzin Gyatso, der XIV. Dalai Lama, erläutert uns die Bedeutung unserer Gesundheit. In Ulan-Ude und den burjatischen Steppen beobachten wir die Langzeitbehandlung von Schwerkranken durch den tibetischen Arzt Chimit-Dorzhi Dugarov. In der Schweiz, in Wien und in Jerusalem geht es um die Möglichkeiten einer sinnvollen Anwendung der sanften tibetischen Medizin bei uns und um die neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Wirkungsweise tibetischer Arzneien.

"Anliegen, Thema und Inhalt dieses Dokumentarfilmes bildet die Annäherung an die tibetische Heilkunst und Medizin. Mit nüchternen, präzisen, also unsentimentalen Bildern wird nicht nur über diese selbst, sondern vor allem auch über deren Ausstrahlung – bis in unsere Breitengrade hinein – berichtet und informiert. Der Film gewinnt dadurch an Glaubwürdigkeit, dass er keine "esoterischen" asiatischen Weisheiten „verkauft“, sondern aus einer ganzheitlichen Sicht heraus für eine neue Synthese zwischen östlicher Weisheit und westlicher (Medizin-) „Technologie“ plädiert.“
Jury des Zürcher Filmpreises

"Die Bilder, die Szenen fliessen ineinander, ruhig und dennoch spannend, in einfachen, wenn auch ineinandergewobenen Erzähllinien. Was wir verbal erfahren, erfahren wir aus erster Hand. Kein Umweg über einen Kommentar. Und unverschörkelte Bilder, kein Weitwinkel, kein Teleobjektiv, kein Kunstlicht ausser den kleinen beweglichen Lampen im dunklen Museum. Es waren schwierige Aufnahmebedingungen, sagt Franz Reichle, aber er wollte einer auf dem Studium der Natur und auf "natürlichen Prinzipien" beruhenden Lehre und Praxis ohne aufdringlichen technischen Apparat begegnen."
Verena Zimmermann, Basler Zeitung

"Wer glaubt, die tibetische Medizin sei eine Wundermedizin, der wird in DAS WISSEN VOM HEILEN mit der Darstellung der Forschungsergebnisse eines Besseren belehrt. Reichle stellt Untersuchungen der Wirkungsmechanismen tibetischer Medizin in israelischen und österreichischen Forschungsinstituten vor. Spezialisten, Immunologen, Biophysiker und Tumor-Biologen hat er vor die Kamera geholt, die an konkreten Beispielen erklären, wie sie das Geheimnis der Tibeter naturwissenschaftlich zu enträtseln versuchen.
Cornelia Fleer, Der Freitag

Dalai Lama zum Film

Ich habe den Eindruck gewonnen, dass einige Leute das tibetische Medizinsystem als etwas Magisches anschauen. Das ist falsch. Das medizinische System der Tibeter basiert in vieler Hinsicht auf einem ganz wissenschaftlichen Vorgehen. Der spirituelle Aspekt, dass zum Beispiel bei Krankheiten die Ärzte empfehlen, gewisse Gebete oder Zeremonien (Pudschas) abzuhalten, kommt daher, dass die meisten Patienten Buddhisten sind, und der Arzt benützt auch diese Glaubenskraft der Patienten, um die Heilung zu fördern. Aber man darf diese beiden Dinge nicht vermischen oder verwechseln. Der Heilungsprozess selbst ist sehr wissenschaftlich. Normalerweise, wenn mich Leute fragen, welche Heilmethode sie anwenden sollen, rate ich, beide Methoden anzuwenden, die tibetische Medizin und die westliche Medizin. Ich glaube, bei beiden Methoden kümmert man sich um Gesundheit. Man hat die Freiheit, ein Problem auf verschiedene Arten zu lösen. Das Ziel ist das gleiche. Die Systeme sind komplementär. Das ist der beste Weg. Bis jetzt haben einzelne Leute und Organisationen Interesse an der Tibetischen Medizin gezeigt, aber bisher gab es keinen umfassenden Dokumentarfilm oder ähnliches darüber. Ich denke, dass Ihr Projekt sehr gut ist.

Der Regisseur zum Film

Ich lege besonderen Wert darauf, für jeden meiner Filme eine spezielle filmische Form zu entwickeln, welche direkt aus dem Inhalt, oder präziser: aus dem, was ich an Erkenntnis aus der inhaltlichen Beschäftigung mit dem Thema gewonnen habe, und der Vision, die ich dabei habe, kreiert wird. Jede einzelne Einstellung des Films hat mehrere Gründe, sie zu verwenden und kann mehrere Funktionen haben. Zum Beispiel vordergründig dramaturgische, erzählerische oder rein informative. Sie soll aber auch, wie bei jedem Kunstwerk, auf anderen Ebenen eine Botschaft enthalten, als Symbol oder Metapher. So sind die von Ihnen erwähnten Aufnahmen der medizinischen Rollbilder aus dem 17. Jahrhundert - mit einer Taschenlampe beleuchtet - sicher auch als Metapher zu 'lesen'. Zu Beginn des Films lassen sie den Zuschauer eintauchen in die alte Geschichte der tibetischen Medizin mit ihren mystischen Aspekten, die ihr zu unrecht anhaften, aber nun einmal da sind. Die Taschenlampe sucht und beleuchtet Bruchstücke dieser Medizin, die später im Film ihre Zusammenhänge und realen Bedeutungen erhalten, und dadurch entmystifiziert werden. Gleichzeitig halten diese Bruchstücke ein breites Spektrum der tibetischen Medizin fest.



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