Album de famille
Album de famille
CH 1993 54'
Regie: Fernand Melgar
Drehbuch: Fernand Melgar
Kamera: Camille Cottagnoud
Ton: Bernard Seidler
Schnitt: Stéphane Goël
Musik: Nat King Cole
Produktion: Climage
Zunächst ist ALBUM DE FAMILLE ein Brief Fernand Melgars an seine Eltern, Florinda und Fernando, die Mitte der Sechzigerjahre in die Schweiz eingewandert sind. Aber auch an eine ganze Generation, die über Jahrzehnte hinweg hierher gekommen ist, um dem grausamen Mangel an Arbeitskräften Abhilfe zu leisten. Und schliesslich an jene Schweiz, die als „Asyl- und Einwanderungsland” die Fremden gerne in großer Zahl aufnahm. So wechselt ALBUM DE FAMILLE vom Privaten zum Allgemeinen, vom Individuellen zum Universellen... Durch geschickte Überlagerung von persönlichen Photos und Fernsehnachrichten, Bildern aus der Gegenwart und aus der Vergangenheit, zeichnet der Film die Stationen eines Leidensweges nach. Ankunft und Einsamkeit: „Ich konnte alles kaufen, nur keine Freude”; Verachtung: „Man grüsste uns nicht einmal, wir waren niedere Wesen”; Einschulung der Kinder: „Solange man nur Spanisch sprach, wurde man angespuckt”; die Schwarzenbach-Initiative: „Auch wenn sie sich nicht durchsetzte, verletzte sie die Gefühle aller Ausländer”; die allmähliche Veränderung der Mentalität: „Man ist Materialist geworden”; und schliesslich die Rückkehr in die Heimat. Die Bilanz ist vernichtend: „Ein verlorenes Lächeln” für die Mutter, „27 leere Jahre” für den Vater.
Mit diesem Brief wenden sich auch Fernand Melgars Eltern an uns, ob wir einen dieser „Segundos” auf Erinnerungs- und Identitätssuche kennen oder nicht. Sie befragen unser Gewissen, unsere Geschichte und fragen uns auch heute noch : „Wie nehmt ihr den Ausländer auf, euren Bruder, der auf der Suche nach Brot und Arbeit gekommen ist?”
Visions du Réel